Wer mehrere Tausend Kilometer mit dem Flugzeug erwartet hätte, der irrt. Von der Landsberger Allee mit der Tram M8 zur Bernhard-Bästlein-Straße und dann noch etwa 200 Meter laufen; und schon ist man in Asien. In den sechs Markthallen des Dong Xuan Centers hat sich in den letzten Jahren nämlich eine bemerkenswerte asiatische Parallelgesellschaft herausgebildet, die sich so sonst in Berlin wohl nur sehr schwer finden lässt. Hier arbeitet der Thailänder im Friseursalon neben dem Supermarkt des Vietnamesen, während der Pakistani Lederjacken neben dem chinesischen Spielzeugladen verkauft.
Und in der Tat ist das rege Treiben mitunter so bunt und untypisch deutsch, dass man sich fragen muss, ob man denn jetzt eigentlich in Berlin ist — oder doch in Bangkok, Hanoi oder in Phnom Penh. Denn genau wie dort, gibt es in den Hallen des Dong Xuan fast nichts, was es nicht gibt: Nagelsalons, China-Ramsch, Kleidung in (wirklich) allen Formen und Farben, Kräuter und Gewürze, Handmixer, Holzspielzeug, Blumenketten, exotisches Obst und Gemüse, glasierten Schweinebauch, Kunststoffbuddhas und Videokassetten. Nicht selten hat man dank schwieriger Orientierung und den vielen sich ähnelnden Geschäften das Gefühl, im Kreis zu laufen. Wer hier herkommt, sollte also Zeit und eine gehörige Lust aufs Entdecken mitbringen.
Den richtigen Abschluss der kulturellen Odyssee bildet sicherlich der Besuch eines der vielen asiatischen Restaurants. Neben der klassischen vietnamesischen Phở-Suppe gibt es hier allerdings auch ungewöhnlichere Spezialitäten wie Froschschenkel oder scharf angebratene Hühnermägen. Denn obwohl die Markthallen sich mitten in der deutschen Hauptstadt befinden, wird hier so gut wie keine Rücksicht auf den Geschmack und die Essgewohnheiten der Deutschen genommen, die sowieso nur sporadisch auftauchen, um sich das bunte Gewusel aus erster Hand anzusehen. Vielmehr wird hier noch traditionell und dem asiatischen Gaumen entsprechend gekocht. Das mag zwar im ersten Augenblick ungewöhnlich sein, aber lecker ist es allemal.
Überhaupt trifft man hier oft auf indische Textilverkäufer oder chinesische Fischgroßhändler, die während einer dampfenden Suppe ihre Geschäfte abwickeln und dabei aufgeregt miteinander diskutieren, während im Fernsehen eine vietnamesische Seifenoper läuft. Eben ein äußerst komplexer, aber funktionierender Mikrokosmos auf einem Gelände so groß wie fünf Fußballfelder. Nicht mehr, aber auch bei weitem nicht weniger. Auf lange Sicht ist übrigens geplant, das 3,8 Hektar große Areal in eine moderne Asiatown mit Hotels, Kulturhäusern, Tempeln und eigener Pagode auszubauen. Das heißt: noch mehr Chaos, noch mehr Exotik, noch mehr Eindrücke und noch viel mehr zu entdecken. Schaden wird es nicht.
Dong Xuan Center
Herzbergstr. 128-139
10365 Berlin
Tel.: (+49) 30 – 55 15 20 38
Web: http://dongxuan-berlin.de/
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